100 Jahre Ringreiterverein Hemmingstedt-Lieth

2024 blicken unsere Ringreiterinnen und -reiter auf einen runden Jahrestag. Mit stolzen 100 Jahren ist der Ringreiterverein Hemmingstedt-Lieth der älteste aktive Verein in unseren Dörfern. Grund genug, einen Blick in die Geschichte der Ringreiter zu werfen. Es ist ein Zeitdokument.

Zunächst jedoch zum Jubiläumsjahr. „Wir freuen uns sehr auf unser Jubiläumsringreiten am 11. Mai, wie immer auf dem Schützenplatz“, kündigt der Vereinsvorsitzende Harald Brendecke an. Und auf noch einem Termin dürfen wir uns freuen: Aus Anlass des Jubiläums wird die Ringreitergilde Oldenwöhrden am 20. Juli ihr Pokalringreiten in Hemmingstedt austragen. Sowohl das Pokalringreiten wie auch das vereinsinterne Hemmingstedter Ringstechen münden abends in einem festlichen Ball. Und schon sind wir mitten drin in der Historie, denn bereits unsere Vorväter und -mütter feierten ausgesprochen gerne ihr jährliches Ringreiterfest. Mehr noch, im Gründungsjahr 1924 amüsierten sich Reiter, deren Ehefrauen, Freundinnen und Gäste sogar noch vor dem ersten Ringreiten im Juli. Der Festball ist in der Reiterchronik extra erwähnt, er fand im Februar statt und war eine Maskerade.

1. Vereinspause von 1939 bis 1947
Das letzte Ringreiten vor dem Krieg fand 1939 statt. Nicht nur die Männer (die erste Frau ritt erst im Jahr 1961 mit) waren an der Front, auch die Pferde wurden vielfach von der Wehrmacht „mobilisiert“, wie es hieß. Entsprechend zögerlich verlief der Neubeginn. Wie zu lesen ist, war es ein bescheidener Anfang. Spaß hatte man wohl trotzdem, denn alle waren froh, dem Wahnsinn Krieg entronnen zu sein. Immerhin konnte im Februar 1948 im Gasthof von Hermann Peters (Zentralhalle) eine Maskerade gefeiert werden. Zum Heizen des Saals mussten die Ringreiter die Feuerung liefern.

Eine Bemerkung noch zum Ort des Ringreitens. Dieser verlagerte sich erst nach 1954 zum heutigen Festplatz gegen
über der Kirche. Ganz zu Anfang ist in der Sandkuhle „To Osten“ geritten worden, danach auf dem Sportplatz an der heutigen Pastor-Harder-Straße: heute stehen dort Häuser. Mitte der 1950er Jahre zeichnete sich das Ausscheiden der Braakener Ringreiter ab, die ihr eigenes Fest veranstalten wollten. Für das Jahr 1959 ist notiert, dass 32 Reiter den Hemmingstedt-Liether Wettbewerb bestritten. Erstmals wurde durch zwei Ringbäume geritten. Muss erwähnt werden, dass abends tüchtig gefeiert wurde? 1961 war der Ringreiterverein Hemmingstedt-Lieth erstmals Ausrichter des Pokalringreitens, das organisatorisch wie finanziell ein Kraftakt war.

Pferdemangel
Etwa ab Mitte der 1960er Jahre wurde es zunehmend schwerer, Pferde zu beschaffen. Längst hatte der Traktor das treue Arbeitspferd ersetzt und das Halten von Sportpferden war eher die Ausnahme. 1968 stand der Fortbestand des Vereins auf der Kippe. Letztlich entschied man sich dafür, den Verein ruhen zu lassen. Der damalige Vorsitzende, spätere Ehrenvorsitzende und Verfasser der Chronik des Ringreitervereins, Günther Zimmer, blieb kommissarisch im Amt.

Treibende Kraft im Jahr 1983 für das Wiederbeleben des Ringreitens war Ernst Kohlmorgen, der auch den Vereinsvorsitz übernahm. „Durch den Neuein-
tritt von Mitgliedern zählte der Verein schlagartig 40 Mitglieder. Der Hauptgrund dafür, dass der Verein über 14 Jahre geruht hatte, der Mangel an Pferden, war weggefallen“, blickt Harald Brendecke zurück. Heute hat der Verein 205 Mitglieder. Nun freuen sich die Ringreiter aufs ihr Jubiläumsjahr: auf das Ringstechen als solches – aber auch auf den abendlichen Ball. Der wird nämlich dank des Umbaus der Gaststätte am Bahnhof erstmals wieder in Hemmingstedt stattfinden.